West MacDonnell Ranges 22.12.2008



Von Alice Springs aus ging es noch am Morgen weiter Richtung Westen. Ca. 200 km landinwärts an den Gebirgszügen der MacDonnell Ranges entlang. Es raubte einem wirklich den Atem, wenn man ununterbrochen die Gebirgsketten, die wie eine gerade Linie durch das weite Land zogen, ständig neben sich sehen konnte. Zwischendurch gab es immer wieder interessante Naturphänomene wie die Standley Chasm, eine steile Kluft mitten im Gebirge, die bei Mittagssonne feuerrot aufleuchtet. Weiter ging es dann zum Ellery Creek Waterhole, wo man durch solch eine Kluft hindurchschwimmen konnte und auf der anderen Seite des Gebirges rausgehen konnte. Es gab noch mehr Gorges, sogenannte Schluchten, die durch strömende Gewässer entstanden sind. Aber für mich sahen die auf den Bildern der Reiseführer nicht wirklich sehenswert aus und ich bin die 300 km weiter bis zum Kings Canyon durchgefahren.
Es bat sich schon eine unglaubliche Aussicht auf den Kings Canyon. Um dorthin zu gelangen, musste ich eine Schotterpiste von 155 km bewältigen. Es gab keinen anderen Weg von den West MacDonnell Ranges runter zum Kings Canyon. Noch nie hab ich eine so anstrengende und aufregende Tour gehabt wie diese. Ich musste durch tiefe Sandbetten fahren, von denen ich schon meine Erlebnisse im Feststecken hatte. Zum Glück hatte ich aus meinen Fehlern vorher gelernt und fahre immer mit mindestens 50 km/h durch solche Sandbetten. Andernfalls hat man Pech und bleibt stecken. Vielmehr galt es aber, den faustdicken Steinen auszuweichen. Zum Teil war die Strecke nur noch voll mit Steinen und kein Sand mehr. Es ging immer auf und ab durch Versenkungen auf der Strecke und Eidechsen zum Ausweichen. Ich musste mich ständig darauf konzentrieren, all das zu beachten. Nach 30 km hatte ich schon keine Lust mehr . Mich hat es sogar einmal ins Schleudern gebracht bei 100 km/h. Es war halt sehr sandig und kurvig und da hatte ich mich überschätzt und schlitterte dann nur noch quer über die Strecke, bis ich sicher zum Stehen kam. Aber kein Problem, bin ja nicht nach Australien gegangen, um auszuruhen, sondern um Abenteuer zu erleben. Gut, das kostete mich allerdings einen platten Reifen. Dank Gott hatte ich den Platten erst, als ich die 155 km hinter mir hatte und schon mein Zelt im Kings Canyon Resort aufgebaut hatte.
Diese Fahrt war es aber wirklich wert. Ich erlebte Australien ganz anders als bisher. Giganten wie der Tnorala und der Kings Canyon stehen inmitten der unendlich wirkenden absolut flachen Weiten des Outbacks. Um sie herum wachsen Bäume wie in einem Land der Fantasie. Dazu springen wilde Pferde über die Schotterpiste mit einem Stolz, der die Unberührtheit dieser Natur bekräftigt. Wer einmal nach Australien kommen sollte, der darf das Red Center nicht unbesichtigt lassen.