Roundback Mountain 16.05.2008

Da ich ja wie gesagt genügend Zeit habe, entschied ich mich spontan einen wilden Berg ohne Pfad zu besteigen. Da lächelte mich ein großer Berg in 20 km Entfernung an und ich verspürte den großen Drang, ihn zu besteigen. Es gab keine Zufahrt, keinen Parkplatz, nichts! Ich bin halb um den Berg herumgefahren und das Einzige, was ich fand, waren Zäune. Zäune an der ganzen Straße entlang. Gehört alles einem Farmer, der seine Rinder weiden lässt. Der Berg war also anscheinend komplett von Weideland eingerahmt. Nun denn, ich habe hinter einem Bahnübergang geparkt und bin dann auf Mission gegangen. Nicht auf fremdem Land erwischen lassen. Der beste Weg war durch den Breakfast Creek, ein ausgetrockneter Bach, der nur nach Regenfällen Wasser führt. Mit meinem kleinen Jagdmesser, meinem Kompass, meinem australischen Hut und Gepäck ging es auf ins Abenteuer.
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Der Weg führte über einen Durchschlupf an einer kleinen Brücke der Straße über den Breakfast Creek. Der Bach ist von beiden Seiten voll bewachsen mit Yuccapalmen, Eukalyptusbäumen und sonstigem australischen Gebüsch. Es hatte schon was mysteriöses durch den Bach voll mit Sand wie am Strand zu laufen und sich durch das Geäst zu schlagen.
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Der Weg durch den Bach war nicht besonders leicht zu bewältigen, da der Sand so tief ist, dass man bei jedem Schritt einsinkt. Zwischendurch musste man über Steine laufen, die das ganze nochmal erschwert haben. Das Gras in der savannenartigen Ebene bis zum Berg war sehr hoch und hart, dass man sich daran die Beine leicht aufkratzen konnte. Ich hatte das Glück, dass die Rinder schon einige Laufpfade durch das Gras gestampft haben. So konnte ich leicht bis zum Fuße des Berges vorstoßen.
Plötzlich raschelte etwas im Gebüsch und es bewegte sich etwas sehr Großes. Aber es war nur eine Kuh, die sich im Bach verirrt hat.
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Da man durch das Gebüsch, das hohe Gras und den Feldwölbungen sehr schnell die Orientierung verlieren kann, habe ich mit meinem Kompass die Richtung zum Berg angepeilt und konnte somit immer den direkten Weg laufen. Der Bach schlängelte sich nämlich in starken Kurven durch das Gelände, sodass ich Abkürzungen nehmen musste, um nicht ewig unterwegs zu sein. Trotzdem dauerte es ca. 45 Minuten bis ich endlich am Fuße des Berges angekommen bin. Der Bach wurde breiter, die Steine immer größer, der Pfad unwegsamer. Die Spuren der Rinder verlieren sich und die Natur wird immer wilder, unberührter.
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Die ersten Schritte am Fuße des Berges sind getan und jeder mögliche Pfad ist verschwunden. Den Bach hatte ich auch verlassen, da er einen zu großen Bogen machte. Ich musste mir meinen eigenen Weg durch die Wildnis bahnen. Das war sehr anstrengend und ich musste Pausen einlegen.
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Nahezu unpassierbar schien zunächst mein Weg durch Gestrüpp und Fels. Doch dann sah ich eine Schlucht, der die Verbindung zum Breakfast Creek sein musste. Dort waren sehr große Steine, es waren schon fast eher Findlinge und somit konnte ich mit neuer Energie leichter den Bergaufstieg bewältigen.
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Die Schlucht war zwar nicht tief, aber tief genug, um sich einiges zu brechen. Es war dennoch ein atemberaubender Anblick, den die Bilder leider nicht so gut widerspiegeln können.
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Natürlich konnte ich mir den Adrenalinkick nicht entgehenlassen und musste mir den Weg an der Schlucht entlang aussuchen. Es war ein geniales Feeling. Felsklettern ohne Absicherung. Volle Konzentration auf den Körper und das Gleichgewicht. Und es raschelte erneut im Gebüsch und ich konnte einen ockerfarbenen Schwanz sehen, der zu einem Dingo gehörte. Leider haben die Dingos genauso viel Schiss wie unsere deutschen Rehe und ich konnte nur ein Bild von seinen Hinterlassenschaften machen (Bild zweite Reihe ganz rechts).
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Nach über 1,5 Stunden Berganstieg, er schien unendlich zu sein, wurde mir ein Vorgeschmack der Aussicht zuteil.
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Doch es ging weiter. Hart und bitter, wenn man diesen Teil der Schlucht sieht und die Spitze des Berges im Hintergrund (Bild unten mitte). Ich dachte, dass ich schon relativ weit oben sein müsste. Aber der Berg war noch nicht mal annähernd so steil, wie er noch sein wird. Es war bei der Hitze auch sehr anstrengend nach einiger Zeit. Mein Kompass zeigte 27 Grad an (ja, mein Kompass kann die Temperatur messen). Eine durchgeschwitzte Hose war leider unumgänglich.
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Zwischendurch boten sich immer wieder kleine Aussichten auf das Tal, wo man auch den Verlauf des Breakfast Creeks sehen konnte. Und wenn man sich durch das Gebüsch schlägt und jede Menge Zeugs von den Zweigen und Ästen fällt, darf man sich nicht erschrecken, wenn es plötzlich auf der Haut an den verschiedensten Stellen zwickt. Dieses sehr unangenehme Gefühl kommt daher, weil sich grüne Ameisen an meinem Fleisch versuchen. Sie stechen nicht mit ihrem Hintern und sondern eine Säure ab, sondern sind aggressiv und greifen mit ihren Beißern an. Selbst wenn man mit dem Finger über einer solchen Ameise schwebt, nimmt sie es war, ist nur auf meinen Finger fixiert und versucht anzugreifen. Es macht Spaß zuzusehen. Diese grünen Ameisen bauen handballgroße Kokons im Gezweig (Bild unten rechts).
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Nun verändert sich auch langsam die Vegetation. Die Bäume werden größer, das kleine Gebüsch verschwindet und es tauchen immer mehr und mit jedem Höhenmeter immer größere stachelige grasähnliche Gewächse, wie man sie schön auf den Bildern sehen kann. Die Spitzen stechen wie Tannennadeln, aber leuchten in einem wunderschönen Grün, das die Unannehmlickeit wieder ausgleicht.
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Nach fast 3 Stunden über Sand, Fels, Gras und durch Schluchten, Dickicht und Ameisenkolonien habe ich endlich einen großen Felsen erreicht, der zunächst relativ weit oben an der Spitze zu sitzen scheint. Ich habe diese Stelle mit weißen Papiertüchern markiert, um unten nachzusehen, wie hoch ich gekommen bin. Denn es war irgendwann genug mit Aufsteigen. Es hörte einfach nicht mehr auf und die Spitze war irgendwie unerreichbar. Als ich nachher wieder unten war, war ich sehr überrascht, dass da noch ein gewaltiges Stück bis zur Bergspitze fehlte. Es hätte bestimmt noch eine Stunde länger gedauert. Aber meine Kraft ließ nach, die Sonne neigte sich dem Untergang und ich wollte noch im Hellen mein Zelt aufbauen. Also genoss ich die herrliche Aussicht vom großen Felsen und pausierte bis ich den gefährlicheren Abstieg in Angriff nahm.
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Der Abstieg dauerte nur halb solang wie der Aufstieg. Aber umso gefährlicher. Der Boden auf dem Berg ist komplett mit allmöglich großen Steinen und Felsen übersät, sodass man damit rechnen musste auszurutschen. Zudem war es auch relativ steil und ich musste mich mit einem langen Stock abstützen. Selbst das brachte nicht viel Erfolg und ich musste ein paar Stürze einstecken. War halb so schlimm. Ihr kennt mich ja! Ein makaberer Spaß war dieser von der Sonne ausgetrocknete Frosch. Er erstarrte in einer äußerst seltenen Ballettstellung, die einfach zu wertvoll war, sie nicht zu fotografieren.
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Dann kam wieder diese Schlucht. Von oben aus habe ich den größeren Teil der Schlucht entdeckt und musste direkt am höchsten Punkt den Weg direkt durch die Schlucht, also an der vertikalen Felswand absteigen. Das war der stärkste Nervenkitzel, wenn man die etwa 10 m tiefe Schlucht unter seinen Füßen wahrnimmt. Konnte ich mir auch nicht entgehen lassen.
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Man konnte ab der Schlucht einen sehr rasanten Abstieg bewältigen, da der ganze Bach voll mit riesen Steinen und Felsen war. Wenn einer von euch das Felsenmeer in der Bergstraße kennt und schon einmal hoch und runtergeklettert ist, dann hat er nur eine geringe Ahnung von dem, was ihm auf diesem Breakfast Creek widerfahren würde. Man konnte hier genauso gut von Fels zu Fels springen und über Kluften usw. Aber um einiges länger. Ich dachte, ich komm gar nicht mehr unten an. Ungefähr 45 Minuten bin ich nur auf diesen Felsen runtergesprungen. Und ich war schnell unterwegs. Und dieser eine Fels auf dem rechten Bild, ja, der fiel runter kurz nachdem ich auf ihm war. War ein Feeling wie in einem Abenteuerfilm.
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Unten angekommen und den weichen Boden unter den Füßen zu spüren war ein sehr angenehmes und beruhigendes Gefühl. Es hat sich richtig gelohnt, trotz ein paar Schürfwunden, Stichen in den Beinen, verschwitzte Klamotten und zitternde Knie. Am nächsten Tag natürlich voll Muskelkater!
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